… dachte ich mir im Mai 2013, als ich mich in der Berufsschule für die DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) typisieren ließ. In letzter Zeit hatte ich öfter von dem kleinen Jungen Tim (12) gehört, der an Blutkrebs erkrankt war und dem durch die DKMS und dem passenden Spender ein neues Leben geschenkt wurde. Aber da war doch diese Operation, bei der das Rückenmark entfernt werden muss und es zu bleibenden Schäden kommen kann? Vielleicht ein Grund, das Ganze doch nicht zu machen? Nein! Es ist nämlich nicht so. Oft wird fälschlicherweise darüber gesprochen, dass dieses Verfahren nötig ist, um Stammzellen spenden zu können.

Wie geht das?

Bei der Stammzellenspende gibt es zwei verschiedene Arten der Entnahme, die ich euch kurz erklären will:

Die periphere Stammzellenspende
Dieses Verfahren wird bei 80 Prozent der Fälle benutzt, die Stammzellen werden der Blutbahn entnommen. Es ist KEINE Operation nötig.

Die Knochenmarkspende
Hierbei werden dem Spender unter Vollnarkose circa fünf Prozent seines Knochenmarkes (NICHT Rückenmark!) entnommen. Innerhalb von zwei Wochen bildet sich dieses wieder zurück.

Wie ist man dabei?

Ein Leben retten können? Wieso nicht! Eine Sache von zwei Minuten. Die Mitarbeiter nahmen meine Daten auf und ich bekam ein Stäbchen in den Mund, welches meinen Speichel sammelte. Stäbchen rein, Spender sein! Ich war also nun potenzieller Spender.

Eine Woche danach erhielt ich einen Brief der DKMS, sie freuten sich, mich als Spender begrüßen zu dürfen und werden sich melden, sobald ich einem Leukämiepatienten vielleicht das Leben retten könne.

Ich war dabei

Es war April 2014, beruflich war ich in Göttingen, als ich eine E-Mail der DKMS erhielt, dass ich als potenzieller Spender in Frage kommen würde. Und da war es nun, das Gefühl, einem Menschen vielleicht das Leben retten zu können. Krass. So schnell kann es gehen.

Es wurde ein Termin bei einem Arzt vereinbart, der mir Blut zur genaueren Untersuchung abnahm. Im Mai 2014 klingelte mein Handy und die Cellex aus Köln meldete sich, um mir zu sagen, dass es irgendwo auf der Welt einen genetischen Zwilling gibt und ich dieser Person meine Stammzellen spenden kann. Ich wurde per Telefon genauestens aufgeklärt und mir wurde mitgeteilt, dass bei mir die periphere Stammzellenspende durchgeführt werden soll.

Wir vereinbarten für Juli 2014 am Telefon einen letzten Vorbereitungstermin bei der Cellex im MediaPark in Köln. Circa eine Woche später bekam ich Post, es war alles in Ordnung, ich war zur Spende bereit! Und wieder überkam mich dieses Wahnsinnsgefühl: Du hast die Chance, einem Menschen das Leben zu retten.

Die Spende

Als Spendetermin wurde Montag, der 18. August 2014 ausgewählt. Ab dem Donnerstag davor ging es also mit der Spritzerei los. Da ich keine sonderlich guten Erfahrungen mit dem Setzen von Trombosespritzen an mir selbst hatte (sind gleichzusetzen mit denen der Vorbereitung), bot die Cellex mir an, morgens und abends einen Pflegedienst kommen zu lassen, der dies übernahm.

Am Montag war es dann soweit. Um 06:30 Uhr fand ich mich in der MediaPark Klinik in Köln ein, um mir die letzten beiden Spritzen setzen zu lassen. Danach frühstückte ich und ging etwas spazieren, um den Kopf frei zu bekommen. Mir wurde langsam klar: Gleich geht es los, es gibt kein Zurück mehr. Ich fand mich erneut in der Klinik ein und setzte mich in den Wartebereich. Nachdem ich aufgerufen wurde, begleitete mich ein Pfleger zu einem Platz, der nun voraussichtlich für die nächsten fünf Stunden meiner sein sollte. Ich wurde an die Geräte angeschlossen und die Zugänge an den Armen wurden gelegt. Alles halb so wild. Nach der Spende ging es mir ganz gut, ich hatte leichte Schmerzen, aber es war geschafft.

Die Tage danach

Die Frage, die mich natürlich die ganze Zeit begleitete, war: Wer ist diese Person, die bald mit meinen Stammzellen lebt? Leider ist es erst nach einer gewissen Zeit möglich, anonym mit dieser Kontakt aufzunehmen, und ein Treffen ist in manchen Ländern erst nach zwei Jahren möglich, in manchen leider gar nicht. In dieser Zeit ist mir mehrfach bewusst geworden, wie glücklich man sein kann, dass man gesund und nicht von den Stammzellen anderer Menschen abhängig ist.

Ein großer Dank geht an meinen Arbeitgeber, die Gothaer Versicherung, die mich zu jeder Zeit unterstützte und es mir durch zwei Tage Sonderurlaub möglich machte, an der Spende teilzunehmen.

Ich würde es immer wieder tun!

Links zum Thema:

DKMS – Wir besiegen Blutkrebs
Ablauf einer Spende