Kunst kaufen als teures Hobby für Millionäre? Weit gefehlt. Viele Anleger setzen neuerdings eher auf die „Rohstoffe“ aus Leinwand und Farbe. Gerade in Krisenzeiten, wenn Währung an Wert verliert, gewinnen Sachwerte wieder stärker an Bedeutung. Als Antwort auf die Eurokrise hat sich seit 2002 der Umsatz mit Kunst und Antiquitäten mehr als verdoppelt. Immer mehr Menschen suchen nach Renditen, losgelöst vom Auf und Ab der Aktienkurse und tätigen „Investitionen in Emotionen“, vor allem in Form von Gemälden. Und dann muss die wertvolle Geldanlage auch noch entsprechend versichert werden.

Spitzenklasse bleibt weiterhin unter sich

Kaufkräftige Kunst-Interessierte, die heute auch aus Asien, Brasilien oder Russland stammen, erwerben vor allem so genannte „Blue Chips“, also Werke berühmter Künstler wie Pablo Picasso, Claude Monet, Edvard Munch oder dem Deutschen Gerhard Richter, die international etabliert sind und die Fähigkeit haben, als Ersatzwährung zu fungieren. Beispielsweise wurde das Werk „Silver Car Crash“ von Andy Warhol für 105 Millionen Dollar versteigert. Für das Auktionshaus Sotheby’s war es die teuerste Kunstversteigerung des Jahres.

„Affordable Art“ für den Alltags-Anleger

Während sich um solche Top-Seller nur wenige wirklich Wohlhabende scharen, die problemlos einen Teil ihres Vermögens in Kunst anlegen können, ist inzwischen das Geschäft mit etwas erschwinglicheren Werken häufiger geworden, die sich bereits ein großer Teil der Anleger für vierstellige Beträge leisten kann.

Mit Messen wie der „Affordable Art Fair“ in Hamburg, London, Amsterdam oder New York City setzen auch einige Händler das Zeichen: Kunst ist für alle da, jeder kann sie sich leisten. Ausgestellt sind nur Werke von lebenden Künstler, viele von ihnen nicht älter als 40 Jahre. Solche Werke kosten in Hamburg beispielsweise nicht mehr als 5000 Euro.

Aber was macht eigentlich ein Bild zur Kapitalanlage? Um einschätzen zu können, wie wertvoll ein Bild zum Kaufzeitpunkt wirklich ist und ob überhaupt eine Preissteigerung zu erwarten ist, müssen viele Faktoren berücksichtigt werden. Ohne Markterfahrung in der Kunstbranche kann das für Einsteiger schnell zu Enttäuschungen führen.

Generell gilt:

Streuen – Lieber mehrere preiswertere Werke kaufen, als alles auf ein Bild zu setzen.

Geduld haben – Bilder gewinnen oftmals erst nach Jahren an Wert.

Zeitgenossen favorisieren – Bilder steigen an Wert, sobald der Künstler verstirbt. Allerdings ist eine automatische Preissteigerung auch bei großen Namen nicht garantiert, gerade in Krisenzeiten sind „Hypes“ unkalkulierbar. Auf Nummer sicher geht, wer Werke von Künstlern kauft, die sich schon länger als werthaltig erwiesen haben.

Nachwuchs fördern – Kunststudenten müssen sich auch nach der Uni erst noch ausprobieren. Nur rund zehn Prozent schaffen es, nachhaltig im Kunstmarkt Fuß zu fassen. Etwas besser fährt man mit sogenannten „emerging artists“. Diese haben sich zwar noch nicht endgültig etabliert, aber durch erste größere Ausstellungen oder öffentliche Ankäufe einen Namen gemacht.

Auf Idealismus setzen – Selbst wenn der finanzielle Aspekt auch für Künstler immer wichtiger wird: Wenn diese wie am Fließband Werke produzieren und auf das schnelle Geld aus sind, kann sich das auch negativ auf ihre Bilder auswirken.

Details beachten – Auch nur leicht beschädigte oder falsch restaurierte Bilder können enorm an Wert verlieren. Zusätzlich ist nicht jedes Bild eines Künstlers gleichviel wert, sondern variiert je nach Qualität.

Zusatzkosten einkalkulieren – Zwar werden zum Teil Renditen von bis zu acht Prozent versprochen, aber Galeristenprovisionen oder Auktionskosten dürfen nicht unterschätzt werden. Sie steigen proportional zum Wert des Objekts und können bis zu 30 Prozent ausmachen.

Seit den 80er Jahren können auch sogenannte Artconsultants konsultiert werden. Als Berater unabhängig von Galerien oder Auktionshäusern unterstützen sie Anleger bei Investitionen. Dafür erhalten sie entweder ein fixes Honorar oder Vermittlungsgebühren.

Richtig versichern

Damit aber letztendlich die Freude an den Kunstwerken nicht schwindet, sollten Vorkehrungen getroffen werden. Eine Kunstversicherung deckt im Rahmen einer Allgefahrendeckung Risiken wie die einfache Beschädigung, das Abhandenkommen oder die Zerstörung von Kunstwerken ab. Diese Leistung wird von einer gewöhnlichen Hausratversicherung nicht erbracht. Anette Schwarz, Chief Underwriterin im Bereich Kunstversicherungen bei der Gothaer, klärt auf: „Auch wenn der ideelle Wert nicht aufgewogen werden kann, so kann die Kunstversicherung durch ein individuell auf den Sammler abgestimmtes Konzept die Grundlage für die Wiederbeschaffung eines vergleichbaren Werks schaffen. Auf den Einwand der Unterversicherung wird hier in der Regel verzichtet.“

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