Wohngemeinschaften (WG) gehören heute zum Alltag und gelten als eine Wohnform von vielen. Das war nicht immer so. In Zeiten der sittenstrengen deutschen Nachkriegsgesellschaft galten WG‘s als revolutionär und sittenwidrig. Man erinnere sich an die berühmt berüchtigte Kommune 1, gegründet von Rainer Langhans im Januar 1967. Hier wurde alles offen geteilt, auch die zwischenmenschlichen Bedürfnisse, um die damalige etablierte Gesellschaft zu provozieren. Heute helfen WG‘s, in überteuerten Großstadtlagen finanziell zu überleben und trotzdem noch adäquat zu wohnen. Wer dort mit wem zusammenlebt, das ist an Vielfalt kaum noch zu überbieten. Der neueste Schrei ist dabei die WG aus Senioren und Studenten.

Die Wohngemeinschaft – aus der Revolution in den Wohnalltag

Zunächst sind sich die WG‘s im Laufe der Zeit aus dem revolutionären in das studentische Milieu eingezogen. Heute leben 25 Prozent der Studenten in einer WG, dicht gefolgt vom Hotel Mama mit 23 Prozent (Quelle: Deutsches Studentenwerk Berlin). Auch nach der Ausbildung bleibt diese Wohnform populär, leben doch immer mehr Menschen als Singles und möchten gleichzeitig mitten in der Stadt wohnen. Für viele wäre das alleine unbezahlbar, also tut man sich in einer Berufstätigen-WG zusammen. Auch für Vermieter stellen WG’s keine Probleme mehr dar, wenn die rechtliche Situation geklärt ist.

Die allerneuesten Ideen sind aus der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft entstanden. Zunächst einmal sprießen die Senioren-WG’s wie Pilze aus dem Boden. Bevor man sich in die teure Heimpflege begibt oder vom gehetzten Pflegedienst zuhause betreut wird, schließt man sich mit anderen Senioren in einer WG zusammen, was Vorteile für alle bringt. Inzwischen gibt es schon spezielle Portale, in denen sich Senioren einer passenden WG anschließen können.

Alt und Jung in der WG – Ein bisschen Hilfe für ein paar Quadratmeter

Als Student die komplette Miete sparen – das ist eine Idee, da wird wohl jeder hellhörig, der in einer Studentenstadt eine Wohnung sucht und dabei verzweifelt die eigenen Möglichkeiten durchrechnet. Wie soll das funktionieren? Ganz einfach – man zieht mit einem älteren Menschen zusammen, kümmert sich um dessen Alltag und spart so die Miete. Rasen mähen, Einkaufen, Kisten schleppen, Fenster putzen – ein bisschen Hilfe für ein paar Quadratmeter, das ist der Deal in diesen WG’s. Das hört sich auf den ersten Blick gut an, löst viele gesellschaftliche Probleme. Doch noch hat diese Wohnform Startschwierigkeiten, vor allem, weil sich die Alten damit etwas schwer tun. Die Universität Köln hat dazu das Projekt „Wohnen für Hilfe“ gegründet. Hier kann man sich eine entsprechende WG suchen, es ist egnau festgelegt, wieviel Hilfe im Monat zu leisten ist. Eine Idee für die Zukunft? Immerhin eine sehr diskutierenswerte Idee – auch im Rahmen unserer Blogparade “So will ich leben, wenn ich 65 bin”.

Links zum Thema:

Hotel Mama und WG auf Platz 1
Students only war gestern
Rechtstipps für die Wohngemeinschaft
Senioren-WG statt Altenheim
Vermittlungsportal Senioren-WG
Wohnen mit den Alten – wie man sich als Student die Miete spart
Wohnen für Hilfe der Uni Köln