Wir sind auf eine Blogparade aufmerksam geworden, die derzeit das Thema „Against the Pre-Christmas-Stress“ behandelt. Spontan fiel uns ein: Als Versicherungsunternehmen sind wir zwar Profis in den Themen Prävention und Vorsorge. Aber es gibt einfach Dinge, die lassen sich nicht verhindern. Und dazu gehört aus unserer Sicht der Vorweihnachtsstress (dem man vielleicht höchstens aus dem Weg gehen könnte, wenn man den gesamten Dezember auf Hawaii verbringt).
Um das zu verstehen, muss man sich das „Projekt Weihnachten“ einfach nur vor Augen führen:
- Dekoration und Adventskalender. Damit fängt alles an. Irgendwann muss man die Zeit finden, die Kisten mit der Deko aus dem Keller oder dem Dachboden zu holen. Dann stellt man fest, dass doch einiges nicht gut verpackt war und einer Reparatur bedarf. Und dann versucht man, mit viel Beleuchtung den Weihnachtsglanz des Nachbarhauses deutlich zu überstrahlen. Mein persönlicher Stressfavorit: Das Anbringen von Lichterketten, die kein Anfang und Ende haben.
- Geschenke kaufen. Man hat drei Samstage, um Geschenke einzukaufen. Der vierte entfällt, weil man da noch die nicht erledigten Resteinkäufe für die Feiertage unterbringen muss. Drei Samstage sind selbst dann zu wenig, wenn man einiges per Onlinebestellung macht: Den ersten Samstag verbringt man damit, orientierungslos durch die Stadt zu laufen. Den zweiten Samstag geht man gezielt vor, stellt aber fest, dass nicht alles zu kriegen ist, was man wollte. Und den dritten Samstag ist es schwer, noch in das Ladeninnere zu kommen, weil so viele Menschen unterwegs sind.
- Weihnachtsfeiern. Meiner Schätzung nach müssen mindestens drei bis fünf Weihnachtsfeiern in den vier Wochen vor Weihnachten unbedingt untergebracht werden. Auch das ist nicht einfach, will man ab und zu noch einen besinnlichen Abend zu Hause verbringen.
- Kekse backen. Das Backen von Keksen kann man unmöglich aus dem Kalender streichen. Selbst Frauen (vor allem Frauen!), die das ganze Jahr über nie einen Kuchen backen würden, fühlen sich verpflichtet, Kekse zu backen. Allerdings fehlen meistens die Routine und die passenden Zutaten – was zu umfassenden Einkaufstouren und Recherchearbeiten im Vorfeld führt.
- Weihnachtskarten. Man kann zwar Grüße über E-Mail oder Facebook versenden, aber zu Weihnachten gehören eigentlich immer noch passende Postkarten. Zumal man sich in der Regel zu Beginn der Adventszeit zum Kauf von caritativen Weihnachtskarten hat überreden lassen. Aber wo waren noch mal die Postadressen der Freunde und Verwandten? Und wie ging das mit den Briefmarken noch mal?
- Weihnachtsmärkte. „Ich muss es unbedingt noch auf den Weihnachtsmarkt schaffen!“, sagt mir derzeit jeder Zweite. Und ebenfalls jeder Zweite betont, dass die Märkte „gar nicht mehr so schön“ seien, der Glühwein „eh nicht schmeckt“ und überhaupt alles viel zu voll ist. „Ein einziger Stress!“ Das „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ hat man auch ohne Weihnachtsmarkt häufig genug gehört. Dennoch: Nicht hingehen geht nicht.
- Baum besorgen. Nicht zu früh, weil er dann nadelt. Keinesfalls zu spät, weil es dann keine schönen mehr gibt. Einen nicht zu großen. Einen nicht zu kleinen. Mit gerader Spitze. Schön buschig. Mit genug Platz für die Deko. Findet sich alles – nur nicht so schnell.
- Geschenke basteln. Das ist zugegebenermaßen die Kür. Aber vor allem, wenn man Kinder hat, steht es ebenfalls oft auf dem Plan. Es ist doch einfach viel schöner, etwas Kreatives, Persönliches, Handgemachtes zu verschenken. Auch wenn der Beschenkte (ganz oft Oma & Opa) die bemalten Eierbecher nicht wirklich auf der Wunschliste hatten, geht man einfach davon aus: Selbstgemachtes kommt von Herzen.
- Geschenke einpacken. Dieser Stress hängt natürlich proportional mit dem Erfolg von Punkt 2 und Punkt 8 zusammen. Wenn man an den Samstagen und beim Basteln zu erfolgreich war und keine Geduld hatte, auf den völlig überlasteten Einpackservice zu warten, ja dann …
- Der Weihnachtstag selbst. Der ist meistens – vor allem bei Familien – der Punkt, wo man nur knapp an ernsten Zerwürfnissen vorbeischrammt. „Wieso kaufst Du auch so viel für die Kinder?“, „Musst Du jetzt erst losfahren, um einzukaufen? Hättest Du das nicht früher machen können?“, „Warum muss ich eigentlich den ganzen Tag in der Küche stehen?“ oder „Kannst Du mal ENDLICH helfen kommen?“ – man könnte dies endlos fortsetzen.
Betrachtet man diese Liste, wird klar: Jeder professionelle Projektmanager würde einen Zeithorizont von mindestens sechs bis acht Wochen (Vollzeit!) veranschlagen, um alles in Ruhe und gründlich zu erledigen. Aber das würde bedeuten, dass man schon im Oktober anfangen müsste, Weihnachten zu planen. Wir alle wissen: Eine psychologische Unmöglichkeit!
So laufen wir also Jahr für Jahr mit Ansage in den immer gleichen Stress. Und Jahr für Jahr jammern wir wieder darüber, dass das ja nun gar nichts mit besinnlicher Weihnachtszeit zu tun habe und dieser Kommerz immer mehr zunehme usw. usw.
Aber seien wir ehrlich: Wir lieben es und schweben doch spätestens an Heiligabend meist wieder auf einer „weihnachtlichen Wolke 7“! Und spätestens im Januar fangen wir an, von dem schönen, kuscheligen vergangenen Weihnachten zu schwärmen … der Rest ist Vergessen.
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