Die Diskussion um die Rente tobt seit Jahren. Wer kennt das nicht – „Die Rente ist sicher“, sagte Norbert Blüm 1986 – das sagt er übrigens heute noch. Okay, kann man sagen, fragt sich nur in welcher Höhe? Dass aus der gesetzlichen Rentenkasse immer Geld sprudeln wird, kann man nicht in Frage stellen. Nur – wie hoch ist die Rente? Reicht das zum Leben? Was passiert, wenn nicht?

These 1: Die demografische Entwicklung setzt den Generationenvertrag außer Kraft – private Vorsorge ist Pflicht

Es gibt verschiedene Positionen. Die einen sagen: Mit dem Aushöhlen des Generationenvertrages durch den Geburtenrückgang kommen auf den Staat allein in der gesetzlichen Rentenversicherung horrende Zusatzkosten zu. Gleichzeitig werden die Renten auf ein Basisniveau absinken, was aber das alltägliche Leben nicht finanzieren kann. Die Folge: Der Staat zahlt drauf – entweder durch steuerfinanzierte Zusatzrenten oder durch Sozialhilfe, weil immer mehr Rentner in der Altersarmut enden. Die Lösung sieht man hier in einer privaten Zusatzvorsorge. Da die Menschen das aber nur zu einem geringen Teil abschließen, sollte eine private Vorsorge zur Pflicht werden. Schon einmal ist dieses Modell gescheitert. Eigentlich war die Riesterrente als Pflichtmodell geplant, das scheiterte jedoch an massiven Widerständen.

These 2: Die Produktivitätsentwicklung gleicht die demografische Entwicklung aus – private Vorsorge ist überflüssig

Die anderen sagen, das Demografieproblem sei nur Panikmache der Finanzbranche, um den Verkauf privater Versicherungen zu fördern. Die These hier: Die Einnahmen zur Rentenversicherung hängen vor allem von der Entwicklung der Produktivität, des Arbeitsmarktes sowie von Löhnen und Gehältern ab. Je mehr die beitragspflichtigen Personen verdienen, desto mehr zahlen sie in die Rentenkasse ein. Vor über 100 Jahren kamen auf eine Person über 65 Jahre rund zwölf Erwerbsfähige, im Jahr 2000 waren es gerade noch vier. Trotzdem stiegen die Einnahmen der Rentenkasse. Der Grund: Wirtschaftsleistung und durchschnittliche Löhne stiegen parallel zur Bevölkerungsentwicklung deutlich an, somit auch die Einnahmen der Rentenkasse. Die Lösung sieht man hier in einer gerechteren Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums und der Koppelung von Löhnen und Gehältern an den laufenden Produktivitätsfortschritt, was die gesetzliche Rentenkasse mehr als füllen würde.

Zusatzrenten verkaufen sich schlecht – muss die Zwangsrente her?

Die aktuelle Diskussion folgt hauptsächlich These 1. Nach einem kurzfristigen Run auf die Riester-Rente ist Ernüchterung eingekehrt, private Rentenvorsorge ist wenig populär. Um eine drohende Welle von Altersarmut zu verhindern, fordern erste Politiker wie der frühere Grünen-Finanzexperte Oskar Metzger eine Pflicht zur privaten Zusatzversicherung, um zu vermeiden, dass die Menschen auf welche Art auch immer auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Er schreibt: „Bei aller Gefahr von Vergleichen: Haben Sie jemals Beschwerden gehört, dass der Staat uns Kraftfahrzeughalter verpflichtet, eine Zwangshaftpflichtversicherung abzuschließen? Wer selbst unverschuldet bei einem Unfall geschädigt wird, ist immer froh, wenn die Zwangsversicherung des Unfallverursachers den Schaden begleicht, auch wenn der Fahrer selbst mittellos ist.

Uns würde Eure Meinung interessieren – Zwangsrente: ja oder nein? Oder ist alles nur Panikmache?

Link zur Diskussion: Früher in Rente – ja oder nein?