Die Grundidee ist ganz einfach: In einer Genossenschaft schließen sich mehrere Personen zur wirtschaftlichen und sozialen Förderung durch einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb zusammen. Man könnte sagen, einer für alle, alle für einen. Genossenschaften findet man bei Banken, Versicherungen -auch die Gothaer ist als Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit genossenschaftlich organisiert-, es gibt Berufsgenossenschaften und Genossenschaftsläden in eher ländlichen Regionen. In Zeiten steigender Wohnungspreise und sinkender Zinsen gewinnen Genossenschaften im Hinblick auf das Alter eine immer größere Bedeutung. Als Beispiel beschäftigen wir uns hier mit der genossenschaftlichen Bewegung der Beginen.
Altersarmut droht – Frauen schließen sich zusammen
Die Rente ist klein, die Miete ist hoch, das Ersparte schrumpft durch extrem niedrige Zinsen – die Aussichten für das Alter sind nicht wirklich rosig. In vielen Bereichen schließen sich Menschen zusammen, um gemeinsam diesen Herausforderungen zu begegnen. Besonders Frauen, die oft für die Kindererziehung auf einen vollen Verdienst verzichtet haben, sind von Altersarmut bedroht.
Das hat zu einer Belebung der Idee der mittelalterlichen Beginengemeinschaften geführt. Die heutigen Beginen verbinden den Wunsch nach einem eigenständigen Leben mit dem eines gemeinschaftlichen Miteinanders im Wohnen, teilweise auch im Arbeiten. Sie sind bezüglich Alter, Herkunft, Ausbildung und Lebensläufen sehr vielfältig: verwitwet, geschieden, ledig oder getrennt lebend, lesbisch oder heterosexuell, mit oder ohne Kinder.
In vielen Städten Deutschlands entstehen derzeit Wohn- und Lebensgemeinschaften, die ganz auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind. Seit Mitte der 80er Jahre haben sich in dort aus Beginengemeinschaften die ersten Beginenhöfe gegründet. Gemeinsam sucht man nach Grundstücken oder Objekten, die als Genossenschaft erworben und bewirtschaftet werden.
80 Frauen im Kölner Beginenhof
Im Kölner Beginenhof, der 2014 eröffnet wurde, bietet als erste Frauen-Wohnungsgenossenschaft in NRW 27 barrierefreie Wohneinheiten an. Wer hier leben möchte, muss Mitglied der Genossenschaft werden und sich in die Vereinsaktivitäten einbringen. Jede Frau hat ihre eigene Arbeit, bringt sich damit kreativ in den Verein ein. Wichtig für alle – man unterstützt und hilft sich gegenseitig. In Belgien haben Beginenhöfe eine noch größere Tradition als in Deutschland, verschiedene Anlagen sind dort sogar ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen worden.
Wie war das jetzt mit der Altersvorsorge? Lebt man in der Gemeinschaft, bekommt man schnell ein Gefühl der Sicherheit, Zukunftsängste treten in den Hintergrund, Nullzinsen stehen nicht mehr im Vordergrund. Genossenschaft kann man durchaus als eine Art der Altersvorsorge sehen, wenn auch nicht immer materiell. Wäre das für Euch eine Alternative?
Links:
Dachverband der Beginen
Beginenhof Köln
Beginenhof als Weltkulturerbe
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