Jahrzehntelang waren wir es gewohnt und bekamen es immer wieder eingetrichtert – immer weiter, immer höher, immer schneller. Das Wort von der Wachstumsgesellschaft hatte einen religionsartigen Charakter, wer das in Frage stellte, stand gleich außerhalb des gesellschaftlichen Konsenses. Diese Wachstumsideologie hat auch den persönlichen Bereich erfasst. Man musste von Jahr zu Jahr mehr verdienen, Karriere war ein Muss, Auto, Haus oder Wohnung wurden immer größer und die Urlaubsziele immer exotischer. Nur eines wurde weniger – die eigene Zeit. Viele Menschen hinterfragen mittlerweile diese alles dominierende Wachstumsstrategie – downsizing liegt im Trend.

Immer größer = immer schmutziger

An vielen Stellen zeigen sich die Grenzen des Wachstums. Ökologisch bedeutet grenzenloses Wachstum ein weiteres Ausbeuten der Natur. Man denke nur an die Abholzung der Regenwälder, sei es zur Produktion von Tropenholzmöbeln oder um Anbauflächen für Soja, Rindfleisch, und Palmöl zu schaffen. Oder eine noch im radikalen Wachstumswahn lebende Nation wie China erkauft sich dieses Wachstum durch unendlich viel Schmutz in der Luft. Das wird immer weniger akzeptiert und hingenommen, die chinesische Journalistin Chai Jing veröffentlichte im Internet eine beklemmende Dokumentation mit dem Titel „Unter der Glocke“.

Die Generation der Karriereverweigerer

Auch im persönlichen Bereich wird das stetige Wachstum an allen Fronten immer mehr in Frage gestellt. So wächst die Zahl der Karriereverweigerer, also der Menschen, die nur einen bestimmten Teil ihrer Zeit für den Beruf hergeben wollen, dafür auf ein ständig wachsendes Einkommen oder einen sich kontinuierlich verbesserten beruflichen Status gerne verzichten. Viele Personalabteilungen sehen hier schon Probleme auf sich zukommen, wenn die derzeitigen beruflichen Strukturen so beibehalten werden. „Der klassische Weg nach oben ist einfach nicht mehr cool“, schreibt sogar das Manager Magazin zu diesem Thema.

Wohnen im Mini-Haus

Auch die Bereiche Geld und Wohnen sind davon betroffen. So kann man über das „Preis-Leben-Verhältnis“ bestens sinnieren. Ist es das klassische Eigenheim wert, viele Jahre an Freizeit und Unsummen von Geld zu opfern, um im Alter mietfrei zu wohnen? Hier ist das Downsizing oft radikal, immer mehr Menschen begnügen sich mit einer bezahlbaren Ersatzbleibe auf dem Campingplatz. Allein in NRW haben zwischen 20.000 und 30.000 Menschen dort mittlerweile ihren Erstwohnsitz. Haus, Möbel, Besitz – alles verkauft. „Lust aufs Aussteigen, weg von der Stadt“ – das sagen die Campingplatz-Bewohner zu ihrer Motivation. In den USA entstand die Idee der „tiny-houses“, zunächst als Notlösung aus der Immobilienkrise, jetzt wurde daraus immer mehr eine Antwort auf die Sinnkrise westlicher Wachstumsgesellschaften. Hier werden Mini-Häuser gebaut, die für jedermann bezahlbar sind.

Über das Thema Downsizing könnte man seitenlang schreiben, es greift in immer mehr Lebensbereiche und fasziniert offenbar viele Menschen.

Wie sieht das bei Euch aus – weiter wie bisher oder ist Downsizing eine alternative?

Links zum Thema:

EU-Verbrauch zerstört den Regenwald
Chai Jing: Unter der Glocke
Generation der Karriereverweigerer
Der klassische Weg nach oben ist einfach nicht mehr cool
Tiny-Houses
Downsize your life
Der Traum vom kleinen Haus
Geld oder Leben?