Die Encavis AG ist ein im MDAX der Deutschen Börse gelisteter Produzent von Strom aus Erneuerbaren Energien. Als einer der führenden konzernunabhängigen Stromproduzenten erwirbt und betreibt das Unternehmen Solar- und Windparks in ganz Europa. Dr. Christoph Husmann, Chief Financial Officer (CFO) der Encavis AG, erklärt im Interview, wie er sich eine nachhaltige Zukunft mit Erneuerbaren Energien vorstellt und warum er die Gothaer als langjährigen Versicherungspartner schätzt.
Die Encavis AG entstand im Jahr 2017 aus dem Zusammenschluss der Capital Stage AG und der CHORUS Clean Energy AG. Welche Gründe haben zur Entstehung von Encavis geführt und welche Chancen sahen Sie in der Verschmelzung bzw. in der Gründung von Encavis?
Die Grundidee für den Zusammenschluss von Capital Stage und CHORUS Clean Energy folgte der industriellen Logik, einen der führenden unabhängigen Betreiber von Wind- und Solaranlagen in Europa zu erschaffen. Die Industrialisierung des bis dato eher aus innerer Überzeugung betriebenen Geschäfts der Erneuerbaren Energien sollte sich auch in einer gestärkten Marktposition, einer höheren Effizienz und in zusätzlichem Wachstum widerspiegeln. Die Motivation für den damaligen Zusammenschluss sind auch heute noch die Leitlinien unserer Wachstumsstrategie >> Fast Forward 2025:
Welche Herausforderungen sehen Sie derzeit auf dem Markt?
Die Nachfrage nach Strom aus Erneuerbaren Energien steigt stärker denn je. Sämtliche Studien zur Energiewirtschaft prognostizieren für die kommenden Jahre einen deutlichen Anstieg des Stromverbrauchs in Deutschland von heute 575 TWh auf 880 TWh im Jahr 2040. Die durch die Corona-Pandemie noch einmal stark beschleunigte Digitalisierung unserer Arbeits- und Lebenswelt, aber auch Themen wie E-Mobilität oder Smart Building lassen die Nachfrage nach Strom noch einmal stark ansteigen. Woher aber sollen diese zusätzlichen Kapazitäten kommen, wenn der Ausstieg aus den beiden zentralen Energieträgern Kernkraft und Kohle politisch bereits beschlossene Sache ist?
Welche Aspekte und Leistungen waren für Sie wichtig, als Sie sich für die Gothaer als Versicherungspartner entschieden haben?
Die Gothaer ist unser primärer Partner in der Technischen Versicherung, unserem wichtigsten Versicherungszweig. Die große Bedeutung der Technischen Versicherung ergibt sich daraus, dass wir eine dreistellige Zahl an eigenen Wind- und Solarparks betreiben. Diese Assets gilt es bestmöglich zu schützen. Wir haben hohe Anforderungen an den Partner, der diese Rolle übernimmt. Die Gothaer ist ein inzwischen langjähriger Partner, der ein hohes Know-how im spezifischen Umfeld der Erneuerbaren Energien besitzt und der mit uns gemeinsam eine intelligente Versicherungslösung in Form eines Rahmenvertrags entwickelt und abgeschlossen hat. Unser zu versicherndes Portfolio ist recht heterogen, erstreckt sich über mehrere Energieerzeugungsarten und über zehn Länder sowie über unterschiedlichste Kapazitäten und Hersteller der Anlagen. Hier überzeugte uns bei Gothaer die Flexibilität, mit der die Parks unter dem Rahmenvertrag passgenau und effizient versichert werden.
Wie kann man sich einen typischen Schadensfall vorstellen und wie lief ein exemplarischer Fall in der Vergangenheit ab?
Ich denke, den einen typischen Fall gibt es nicht. Aber, und das zeichnet die Gothaer ja aus, dass sie flexibel auf die Gegebenheiten reagiert. Ich berichte einfach einmal von einem kürzlichen Schadensfall. Da ist ein 20 MVA Transformator eines deutschen Solarparks ausgefallen. Nach Feststellung des Schadens vor Ort durch den technischen Betriebsführer sowie der Prüfung der Regulierungsfähigkeit des Schadens zusammen mit dem Versicherungsmakler erfolgte die unverzügliche Anzeige des Schadens bei der Gothaer. Auf Basis der detaillierten Begutachtung des Schadens und Erstellung eines Schadensberichts durch ein darauf spezialisiertes Unternehmen folgte die Ausarbeitung verschiedener Konzepte zur Schadensbehebung und deren wirtschaftliche Folgen für Encavis. Hierbei standen der zu erwartende Instandsetzungsaufwand sowie der erforderliche Betriebsunterbrechungszeitraum im Mittelpunkt. Nach enger Abstimmung dieser Konzepte mit der Gothaer und nach Freigabe des finalen Konzepts setzte Encavis die Instandsetzung um. Hierbei wurde das defekte Bauteil – in diesem Falle der Transformator – bis zur finalen Begutachtung durch die Versicherung aufbewahrt. Es erfolgte eine erste Akontozahlung seitens der Versicherung. Nach der finalen Abrechnung des Schadens inklusive der Einreichung aller Rechnungen sowie einer detaillierten Berechnung der Betriebsunterbrechung, erfolgte die finale Regulierung des Schadens durch Gothaer. Der Prozess war sehr schlank und lösungsorientiert.
Wie stellen Sie sich eine nachhaltige Zukunft mit Erneuerbaren Energien vor?
Um die Sicherheit unseres Energiesystems aufrechtzuerhalten und die klimapolitischen Ziele zu erreichen, werden die Erneuerbaren und hier insbesondere die Photovoltaik zur entscheidenden Schlüsseltechnologie mit enormem Wachstumspotenzial in der Zukunft. Daher bedarf es Unternehmen mit energiewirtschaftlichem Know-how, strategischen Interessen und technischer Expertise, die den Markt für Erneuerbare Energien anführen. Eines davon ist die Encavis AG als das Renewable Powerhouse. Seit der Gründung vor 12 Jahren sind wir immer nur regenerativ unterwegs und in unserer Stromproduktion zu 100 Prozent CO2-frei.
Zunehmend müssen neue Solar- und Windparks ohne staatliche Einspeisevergütung auskommen. Subventionierte Vergütungssysteme werden schon bald ganz der Vergangenheit angehören und zunehmend von frei verhandelten, langfristigen Stromverträgen mit Kunden und Unternehmen abgelöst, den sogenannten Power Purchase Agreements (PPA). Mit Großabnehmern wie Amazon oder internationalen Energiekonzernen schließt Encavis seither privatwirtschaftliche Verträge ab, die den langfristigen Bezug von grünem Strom zu fest vereinbarten Preisen regeln.
Zur Person:
Dr. Christoph Husmann ist Chief Financial Officer (CFO) der Encavis AG in Hamburg. Er studierte Betriebswirtschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster (Dipl.-Kfm.) sowie der Central University of Iowa in Pella/Iowa. Nach seiner Promotion an der Ruhr-Universität in Bochum arbeitete Dr. Husmann in verschiedenen Positionen im Konzernbereich Controlling der VEBA AG. Im Jahr 1999 wechselte Dr. Husmann zur Stinnes AG, wo er zunächst als Leiter Planung / Systeme im Konzernbereich Controlling tätig war. Später wurde ihm die Leitung des gesamten Konzernbereichs Controlling übertragen.
Im Jahr 2005 übernahm Dr. Husmann die Leitung des Bereichs Controlling bei der HOCHTIEF AG bis er im Jahr 2009 zum Mitglied der Geschäftsführung (CFO) der HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH ernannt wurde, deren Vorsitz er bis zu seinem Wechsel zur Capital Stage AG im Jahr 2014 innehatte. Seit 2014 ist er Vorstand von Capital Stage, einem Investor und Betreiber von Solar- und Windenergieanlagen. Die Encavis AG entstand im Jahr 2017 aus dem Zusammenschluss der Capital Stage AG und der CHORUS Clean Energy AG.
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