Wieder einmal geht Kopenhagen voran. Fahrradstaus sind in Dänemarks Hauptstadt an der Tagesordnung, immerhin fahren hier mehr als ein Drittel der Menschen mit dem Rad zur Arbeit. Dieser Anteil liegt in Deutschland deutlich niedriger. Um diese Staus zu verhindern, will die Kommune nun „schlaue“ Ampeln einführen, die ihre Grünphasen an die Zahl der Radler anpassen.

Derzeit arbeitet man mit Kameras, die erkennen, ob eine größere Gruppe Radfahrer über die Ampel will, dann bleibt es ein paar Sekunden länger Grün für die Radler. Trotzdem kommt es oft zu Fahrradstaus, die Kameraerfassung ist zu ungenau. Jetzt testen die Kopenhagener ein System, was auf Handydaten der Radfahrer zurückgreift.

Der Grund ist einleuchtend: Vor allem im Berufsverkehr gibt es Situationen, in denen zu viele Radfahrer unterwegs sind. Die Folgen sind unangenehm: Die Leute fahren ineinander, geraten auf die Autospur und werden aggressiv. Um das zu verhindern, setzt die Kopenhagener Stadtverwaltung darauf, dass fast jeder ein Smartphone in der Tasche hat. Per Bluetooth oder WiFi empfangen die Sensoren an den Ampelanlagen Signale und errechnen daraus die optimale Grünphase. Auch Busse sollen mit diesem System schneller durch den morgendlichen Verkehr gesteuert werden. Erste Tests im Stadtteil Valby haben ergeben, dass man so bis zu 40 Prozent an Fahrtzeit sparen kann.

Das Kernproblem bei dem ganzen System ist der Datenschutz. Theoretisch kann der Fahrweg aller Radfahrer mit diesem individuell verfolgt werden, da das Smartphone immer eine eindeutige Kennung mitliefert. Das wollen die Kopenhagener natürlich nicht, die rede ist von einem Remake des “big brother”. Deshalb arbeitet man jetzt daran, dass die individuelle Kennung der Handys direkt an den Sensoren verschlüsselt wird. Dann steht der grünen Welle für Radler zumindest in Kopenhagen nichts mehr im Wege. In Deutschland ist man noch skeptisch, hier werden die Datenschützer als besonders sensibel angesehen, wenn es um die Speicherung personenbezogener Daten geht. Laut Verkehrsforschern scheitert genau daran die Einführung intelligenter Verkehrssystem in deutschen Städten.

Trotzdem – man muss sich was einfallen lassen. Wenn neben den Autos auch noch die Räder im Stau stehen, ist der totale Stillstand angesagt. Was meint Ihr – Was meint ihr – wäre das Kopenhagener System auch ein Weg für deutsche Städte?

Link zum Thema:

Clevere Ampelsteuerung: Reiten auf der grünen Welle
Verkehrsexperte Philip Krüger von der TU Darmstadt zu intelligenten Verkehrssystemen
Hilfe ich steh im Stau – mit dem Rad