Viele haben es jetzt nochmal richtig krachen lassen. Zumindest in einigen Teilen der Welt war Karneval angesagt. Das bedeutet in der Regel feiern, essen und oft auch trinken bis zum Umfallen. Am Aschermittwoch ist dann „alles vorbei“, wie es im Rheinland so schön heisst. Man schwenkt ins Gegenteil um, die Fastenzeit beginnt, Verzicht ist angesagt.

Ursprünglich entstanden ist die Fastenzeit aus einer christlichen Tradition. Für gläubige Christen stellen die 40 Tage zwischen Aschermittwoch und Ostern die Vorbereitung auf das Fest der Auferstehung Jesu Christi dar. Traditionell verzehrten die Christen während dieser Zeit kein Fleisch, tranken keinen Wein und aßen auch nur am Abend. Vor allem Fischfreunde konnten dieser Zeit etwas Besonderes abgewinnen, war es doch das einzige Fleisch, was auch in der Fastenzeit erlaubt war.

In der heutigen Zeit verliert die Kirche immer mehr an Bedeutung, kirchliche Regeln sind den meisten Menschen gar nicht mehr bekannt. Nur die Fastenzeit ist immer noch präsent, scheint an Bedeutung eher noch zu gewinnen. Die Richtung ist ganz klar – die Menschen sehnen sich danach, zu verzichten, dem Überfluss zu entkommen. 60 Prozent der Deutschen haben schon mal eine persönliche Fastenzeit eingelegt, und das vor allem jüngere Menschen und das noch über mehrere Wochen.*

Dabei geht es beim Fasten nicht mehr nur ums weniger Essen und Trinken. Fasten heißt verzichten. Viele legen für ein paar Wochen das Handy weg, lassen den Fernseher aus, wollen auf Computer oder Auto verzichten. Recherchiert man im Internet, finden sich die verrücktesten Ideen für eine persönliche Fastenzeit. Verzicht auf Erwartungen, Verzicht auf negative Bewertungen, Verzicht auf Reizüberflutung, Konsumverzicht und und und… Überall findet man Ideen und persönliche Berichte, man kann zurecht schon von einer Modeerscheinung sprechen. Es scheint, dass die Fastenzeit für viele ein Anstoß zur persönlichen Entrümpelung ist. Aus dem christlich geprägten Verzicht wurde eher eine Erleichterung, viele Menschen spüren eine Sehnsucht nach Weniger – wovon auch immer.

Vielleicht hilft diese Zeit, einfach mal darüber nachzudenken, wo im eigenen Leben weniger mehr wäre. Auch das geht natürlich schon in den sozialen Netzwerken, bei Facebook gibt es Fastengruppen, bei Twitter lädt der User @Fastenzeit zum genmeinsam Timeline-fasten ein.

Wie geht es Euch – bedeutet fasten für Euch einfach kein Fleisch, hab Ihr eine persönliche Entrümpelungsstrategie oder zuckt Ihr nur lächelnd mit den Schultern?

 

Links zum Thema:

Forsa Umfrage zur Fastenzeit
Fastenzeit aus katholischer Sicht
Gesundes Fasten
Facebook-Fastengruppe
Twitter-fasten

* Repräsentative Bevölkerungsbefragung durch Forsa im Auftrag der DAK-Gesundheit, 25. bis 27. Februar 2014, 1.000 Befragte