War wirklich alles früher besser? Oder entsteht dieses Denken durch Verklärung? Dies ist Thema und Motto der Blogparade bei der Karrierebibel und unserer folgenden Glosse:
Heutzutage werden selbst Bahnhöfe als Zumutung der Moderne betrachtet – spiegelt das den Zeitgeist wieder? Man erinnere sich: Jede neue Autobahn wurde feierlich eingeweiht, die erste Liebe fand im Verborgenen statt, die erste Reise mit dem Flugzeug war aufregend und nicht umweltgefährdend, und die Zukunft versprach den Himmel auf Erden.
Und heute? Man hat Angst vor zu wenig Rente, vor Krankheit, vor dem Alter – man passt ja nicht mehr in das jugendliche Ideal. Früher hieß es in der Familie „Basta!“, wenn der Mann gesprochen hatte, heute gibt es den freundlichen Mittelfinger für jeden Ansatz von Autorität. Früher war ein fettes Fleischstück mit in Butter gegarten Bratkartoffeln Luxus – heute wird das mit einem Dauerlauf nicht unter 40 Kilometern bestraft. Früher hat sich die Welt wirklich verändert – aber heute? Auf den Mond fliegt auch kein Mensch mehr, politische Revolutionen werden – siehe Afrika – zurückgedreht, totalitäre Systeme verharren mit Duldung der Welt im Status Quo.
Was bleibt an aktuellen Veränderungen besonders im Gedächtnis? Der 11. September 2001 und die Vorstellung des iPhones 2007. Aber sonst? Früher gab es Mao und den Schah von Persien und gleich die passenden Revolutionen dazu. Heute schleicht die Politik auf einer Mainstream-Welle und rettet die systemrelevante Finanzwelt. Raketenrüstung, Waldsterben, Atomstaat, vergiftetes Essen, Bevölkerungsexplosion, das Ende aller Ressourcen, Klimakatastrophe und Rinderwahnsinn bestimmen das Bild. Resignation statt Revolution? Dann war früher wirklich alles besser.
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