Jetzt sind die Sachen also da. Unter den vielen Kisten mit der Installation für die Gothaer war auch eine für mein Homeoffice mit einer Glas-Wasser-Skulptur des Künstlers Reiner Maria Matysik. Wie gehe ich jetzt mit den wertvollen Stücken um?
Reiner Maria Matysik scheint mir zu vertrauen. Gerade die Glas-Wasser-Skulptur ist ein empfindliches Stück, das entsprechend professionell aufgestellt werden muss. Jetzt steht das alles bei mir und ich muss die Ausstellung irgendwie stemmen. Auf meine Frage, ob das mit der Skulptur kein Problem sei, immerhin handelt es sich um ein eher bruchempfindliches Werk, meinte er locker: „Kein Thema, du hast da ja genügend Erfahrung im Umgang mit solchen Objekten”. Meine Erinnerungen an alte Galerie- und Museumszeiten kamen wieder an die Oberfläche, eine schöne Zeit, immer recht risikoreich aber auch immer mit professioneller Unterstützung von Kunstspeditionen und Aufbauteams.” Nun gut, schließlich sind es ja nicht 1000 Objekte, wie damals beider Europatournee der Berlinischen Galerie.
Eine Skulptur als Symbol für das Leben im Home Office
Angekommen in Duisburg lud ich die Kiste aus und war froh, dass sie nur in die erste Etage musste, denn Glas und Wasser haben schon ein Gewicht. Das Auspacken war ein bisschen wie Weihnachten, auch wenn es sich nur um eine temporäre Leihgabe handelt. Verpackungsmaterial ohne Ende und dann kam sie zum Vorschein, transparent mit leicht glucksenden Geräuschen. Die Glasform ist nämlich teilweise mit Wasser gefüllt. Und dieses Mysterium des eingeschlossenen Wassers symoblisiert gerade mein Homeofficedasein ganz gut. Nach außen transparent über Skype-Konferenzen, im Inneren nur mit einem begrenzten Aktionsradius ausgestattet verbunden mit dem schwankenden Gefühl zwischen halb vollem und halb leerem Glas. Als Außendienstler fehlt mir der Kontakt mit Maklern, Gothaer Vertrieblern, Galerien und Museen schon sehr. Vieles, was sich in persönlichen Gesprächen am Rande oder zwischen den Zeilen an Themen eröffnet, fällt bei den virtuellen Kommunikationswegen hinten runter, man ist fokussierter und hat das Gefühl effizient zu arbeiten. Besonders aber vermisse ich den Besuch von Ausstellungen, denn noch so gut gemachte virtuelle Rundgänge können die Begegnung mit Originalen kaum ersetzen. Die zur Zeit große Kreativität in Sachen virtuelle Ausstellungsrundgänge finde ich trotzdem wichtig.
Der perfekte Standort
Den Platz für die „Einschnürung 1“ hatte ich mir bereits im Vorfeld überlegt und wie sich herausstellte, ist der Standort perfekt. Blicke ich nach links von meiner Schreibtischposition aus, reflektiert das Objekt das einfallende Licht und verändert so die Wahrnehmung der Oberfläche und des Wassers, das immer klar und rein so ungetrübt daherkommt. Die Elemente Wasser und Luft im Inneren des Glasobjekts bilden je nach Temperaturveränderung kleine Tröpfchen, die sich dann am oberen Teil niederlassen, ein Prozess, der sich nicht steuern lässt. Womit wir wieder bei der aktuellen Situation sind: dem Versuch und Wunsch, Prozesse kontrollieren und besser steuern zu können.
In Teil 4, dem letzten Bog ,werde ich dann berichten von der „Rückrufaktion“, also der Rückkehr der ausgeliehenen Werke an ihren ursprünglichen Ausstellungsort an zur Kunsthalle Wilhelmshaven.
Kunst in der Krise Teil 1 – ein mentaler Exit
Kunst in der Krise Teil 2 – angekommen
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