Die meisten kennen das nur noch aus Erzählungen der Großeltern. Alle Generationen wohnten in einem Haus, wenn jemand Hilfe brauchte, war immer jemand da, der hier einspringen konnte. Probleme wie Pflegenotstand oder fehlende Kindergarten-Plätze waren nicht auf der Tagesordnung. Mit der Individualisierung der Gesellschaft änderte sich alles, Pflege und Altersarmut stellen großen sozialen Sprengstoff dar. Eine Lösung könnte die Rückkehr zu dem alten Modell sein – Mehrgenerationenhäuser schießen überall aus dem Boden.
Wohnen für Hilfe
Das Modell Großfamilie steht Pate für eine Wohnidee, die mit der Überalterung der Gesellschaft schnell um sich greift. Mehrere Generationen wohnen in einem Haus, die Älteren geben ihre Erfahrungen und ihre Zeit, die Jüngeren gehen schon mal einkaufen und erledigen Dinge, die man im Alter nicht mehr so gut schafft. Geholfen ist allen, auch das Thema Wohnungsnot relativiert sich durch die Mehrgenerationen-Wohngemeinschaft.
Mehrgenerationenhaus: Konkrete Erfolgsprojekte
In Bonn gibt es die Villa Emma, ein Gebäude mit elf Wohnungen. Die Bewohner sind zwischen 24 und 92 Jahren alt. Einige von ihnen haben Unterstützungs- und Pflegebedarf, andere nicht. Zur Verfügung stehen 11 barrierefreie, überwiegend rollstuhlgerechte Wohnungen, Gemeinschaftsräume und ein Gästezimmer. Organisiert ist das Ganze als Genossenschaft, die Wohnungseigentümer sind die Mitglieder der Genossenschaft. In Geschäftsführung und Verwaltung sitzen ausnahmslos Ehrenamtler, Unterstützung erfahren sie von Nachbarn aus der näheren Umgebung.
Auch in anderen Städten gibt es ähnliche Projekte. Auf die Beginen-Kultur setzt etwa der Beginen-Hof in Essen, hier leben und arbeiten Frauen verschiedenen Alters in einer Gemeinschaft. Jede Bewohnerin hat eine abgeschlossene Mietwohnung. Es gibt eine Kantine für alle, gemeinsam genutzt werden außerdem ein Wohnzimmer, ein Fitnessraum, ein Fahrradschuppen und eine Werkstatt. Im Hof ist Platz für gesellige Treffen und Feste. Auch in Köln haben sich Frauen für diese Lebensform entschieden.
Entscheidend ist die Organisationsform, welche die Gemeinsamkeit nicht nur betonen, sondern einfordern muss. Die meisten dieser Projekte sind genossenschaftlich organisiert, was sich fast überall bewährt hat. Menschlich genießen alle Generationen die neue Form des Zusammenlebens, was auch die Angst vor dem Alter nehmen kann. Das ist für die eigene Psyche nur von Vorteil, denn alt wird jeder einmal.
Könnt ihr Euch vorstellen, in einem Mehrgenerationenhaus zu leben?
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