„Ich ersticke im Papier“ – wer hat diesen Stoßseufzer nicht schon mal mit Innbrunst geäußert, als wieder einmal Berge von Kontoauszügen, Prospekten, Geschäftsbedingungen und ähnliches den heimischen Schreibtisch nahezu unbenutzbar machten. Auch im Büro geht es ähnlich – was elektronisch kommt, wir gerne noch ausgedruckt. Was schnell vergessen wird, Papier ist ein Rohstoff, der viele Ressourcen verbraucht. Und die werden immer knapper.

Papierverbrauch steigt übermäßig

Gespart wird überall – Mineralöl, Tropenholz, Wasser – alles droht knapp zu werden. Nur beim Papier denkt man weniger an den Ressourcenverbrauch. Die Preise sind relativ stabil, der Verbrauch steigt in unglaublichen Mengen. 1974 betrug der weltweite (!) Papierverbrauch 8,7 Millionen Tonnen, 2012 wurden alleine in Deutschland (!) mehr als 20 Millionen Tonnen Papier verbraucht, nicht mitgerechnet der ähnlich hohe Altpapierverbrauch. Das gilt vor allem für die westlichen Industrieländer: Noch ein Vergleich: Ein deutsches Kind verbraucht in seinem ersten Lebensjahr bereits mehr Papier als ein Bewohner der Dritten Welt in seinem ganzen Leben.

Da stellt sich schnell die Frage – wo kommt das Papier eigentlich her? Papier ist nichts anderes als getrockneter Faserbrei. Zunächst verwendete man Pflanzenfasern, die industrielle Revolution ließ die Papierproduktion rasant ansteigen, als ein alternativer Rohstoff genutzt werden konnte: Holz. Grundlage hierfür war übrigens die Erfindung des Sachsen Gottlob Keller. Ihm gelang es 1843 Papier aus Nadelholzfasern herzustellen. Zuerst zerlegt man das Holz in feine Fasern. Dann mischt man diesen Holzschliff mit viel Wasser, Leim und anderen Stoffen zu einem flüssigen Brei, getrocknet wird er zu Papier. Und schon ist man bei den Rohstoffen Wasser und Holz.

Papierherstellung vernichtet Wälder

Trotz umfangreicher Altpapiersammlung ist es nicht möglich, unsere Papierproduktion alleine durch Recycling zu bestreiten. Da die Fasern beim Recyceln immer kürzer werden, muss vor allem bei hochwertigen Papieren, wie sie etwa für Hochglanz-Zeitschriften verwendet werden, rund 80 bis 85 Prozent Zellstoff zugegeben werden. Für die Herstellung von einer Tonne Zellstoff werden wiederum bis zu 2,5 Tonnen Holz benötigt. Diese stammen in Deutschland zumeist aus skandinavischen und weltweit zumeist aus süd- oder nordamerikanischen sowie russischen Nadelwäldern. In vielen Ländern werden dazu teilweise sehr alte Urwälder abgeholzt und sind danach für immer verloren. Oft werden die Holzvorräte rücksichtslos ausgebeutet, Geldgier und Korruption spielen hier auch eine tragende Rolle.

Papierlos Leben – geht das?

Klar ist – auch hier muss gespart werden, ein radikales Umdenken ist erforderlich. Wie war das mit dem papierlosen Büro? Es wurde von vielen Berater-Gurus propagiert, letztlich sind alle Versuche gescheitert. Im Internet kämpfen immer noch einige Leute gegen die Papierflut an. So gibt es die Facebook-Gruppe „Papierlos-Bewegung“, Mark Kreuzner beschreibt sein Experiment des papierlosen Lebens in einem eigenen Blog. Sein Fazit ist eindeutig: „Der erste Schritt ist getan. Ich hab in meinem Experiment, drei Monate ohne Papier zu leben, gezeigt, dass man den Alltag ohne Papier bestreiten kann und dabei in den meisten Belangen sogar effektiver durchs Leben gehen kann.“

Das Abholzen der Wälder bereitet erhebliches Kopfzerbrechen. Auch beim Papier muss es irgendwann ans Einsparen gehen. Das wird bei knappen Rohstoffen hauptsächlich über den Preis geschehen. Wer Idealismus zeigt, denkt selber nach, ob dieser ob jener Ausduck wirklich nötig ist, ob man Zeitungen und Bücher nicht als ePaper beziehen kann, ob man als Unternehmen seine Kunden nicht auch per Mail oder andere elektronische Wege erreichen kann. Bei der Gothaer starten wir gerade übrigens eine digitale Offensive – auch Papierreduktion ist hier ein Thema.

Wie sieht es bei Euch aus – ist Papier für Euch persönlich lebensnotwendig?

Links zum Thema:

Papierlos-Bewegung
Das papierlos-Experiment
Mit eBooks und eAkte gegen Zettelkastem
So klappt es mit dem papierlosen Büro
Das papierlose Büro – so geht’s