„Demografische Entwicklung führt zum Fundamentalabbau der umlagefinanzierten Sozialversicherungssysteme“, so Gothaer-Vorstand Dr. Werner Görg anlässlich des Berliner Demografiegipfels.
Demografische Schieflage
Nach bisherigen Prognosen wird im Jahr 2040 jeder dritte Deutsche 65 Jahre oder älter sein, und bereits in 20 Jahren müssen zwei Arbeitnehmer die Rente von einem Ruheständler finanzieren. Neben der Rentenproblematik werden uns zunehmend auch die wachsenden Kosten für Pflegefälle und die intensivere Inanspruchnahme medizinischer Leistungen durch ältere, meist krankheitsanfälligere Menschen beschäftigen.
Die Einführung des sogenannten Pflege-Bahr zeigt, dass sich die Politik dieser Probleme sehr wohl bewusst ist. Allerdings reichen die bislang eingeleiteten Maßnahmen nicht aus, um die drohende Schieflage der Sozialsysteme dauerhaft abzuwenden und die Absicherung aller Bevölkerungsschichten nachhaltig auf eine gute Basis zu stellen.
Akuter Handlungsbedarf
Auf den Punkt gebracht: Unsere jetzigen Umlagesysteme bzw. Generationenverträge müssen dringend renoviert und ergänzt werden. Angesichts des rasant wachsenden Ungleichgewichts zwischen Leistungserbringern und Leistungsempfängern sind spürbare Einschnitte in den gesetzlichen Absicherungssystemen notwendig, wenn wir nicht die wirtschaftliche Prosperität des Landes und damit seine sozialen und schlimmstenfalls seine demokratischen Grundstrukturen einer gefährlichen Zerreißprobe aussetzen wollen. Wie gesagt: Die gesetzliche Rente wird auf Dauer nur noch den Grundbedarf decken, und die eigenverantwortliche Vorsorge auf Basis einer Kapitaldeckung muss entsprechend ausgebaut werden. Deshalb lautet das Gebot der Stunde für die Politik, die derzeitigen Rahmenbedingungen zu überprüfen und noch mehr Anreize für die private Vorsorge zu schaffen. Wer diesen notwendigen Reformprozess weiter in die Zukunft verschiebt, handelt aus meiner Sicht fahrlässig, weil er so den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Bereitschaft zur Solidarität auf Spiel setzt.
Akzeptanz für private Vorsorge stärken
Im Herbst 2012 hat das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag der Gothaer Versicherung 1.000 Berufstätige im Alter zwischen 16 und 60 Jahren zur Situation befragt. Das Ergebnis: 90 Prozent der Bevölkerung halten eine Reform des Rentensystems für unabdingbar. Das Problem ist, dass die Zustimmung zu einem solchen Umbau in dem Maße abnimmt, in dem der Einzelne davon selbst negativ betroffen ist. Längere Lebensarbeitszeiten werden von der Mehrheit der Befragten ebenso abgelehnt, wie Einschnitte in die Rente oder höhere Rentenbeiträge. Wenn es also darum geht, selbst einen Teil zur Lösung des Zukunftsproblems beizutragen, nimmt die Zustimmung zu Reformen schnell und spürbar ab. Deshalb ist meine These, dass die notwendigen und sicher teilweise unpopulären Entscheidungen nur in einem breiten politischen Konsens durchsetzbar sind und angesichts der grundlegenden gesellschaftlichen Auswirkungen für die Politiker als Wahlkampfthema nicht taugen, aber dringend gelöst werden müssen. Ich appelliere deswegen an die Parteien, sich übergreifend und schnellstmöglich hierum zu kümmern.
Veränderung beginnt im Kopf jedes Einzelnen
Ein gesellschaftlicher und individueller Mentalitätswandel ist also erforderlich. Wenn die jetzigen, kollektiven Absicherungssysteme weiter von der Masse der Menschen befürwortet werden, dann muss jeder einzelne bereit sein, seine individuellen Ansprüche an die Politik und die Gesellschaft auf den Prüfstand zu stellen. Das Prinzip, dass der Staat erst dann für den Einzelnen eintritt, wenn er an die Grenze seiner persönlichen Leistungsfähigkeit gestoßen ist, muss wieder reaktiviert werden. Dazu gehört die Stärkung der familiären Solidarität ebenso wie die Bereitschaft, der Solidargemeinschaft die persönliche Leistungskraft länger zur Verfügung zu stellen.
Herausforderungen an die Politik
Welche Voraussetzungen muss also die Politik schaffen, um die Bereitschaft des Einzelnen zu stärken, eine größtmögliche private Vorsorge zu treffen? Nur ein paar Eckpunkte:
- Optimierung der Bildungschancen für junge Menschen, damit sie in die Lage versetzt werden, ihre Leistungskraft schneller und effizienter in der Arbeitswelt einzusetzen.
- Akzeptanz für eine verlängerte Lebensarbeitszeit stärken.
- Berufliche Integration von Frauen durch eine erhöhte Flexibilität der Arbeitswelt (Vereinbarkeit von Familie und Beruf) gewährleisten.
- Förderung einer gezielten Einwanderung qualifizierter junger Arbeitskräfte.
Alles das kann zudem flankiert werden durch den Umbau der umlagefinanzierten Sozialsysteme und den unabweisbaren Ausbau der kapitalbasierten Alters- und Risikovorsorge.
Private Vorsorge: keine Option, sondern ein Muss
Wer sich im Alter nicht mit einem geringeren Grundniveau zufrieden geben möchte, kommt an einer zusätzlichen kapitalbasierten Alters- und Risikovorsorge nicht mehr vorbei. Dabei ist übrigens nicht alleine die Höhe der Vorsorge-Sparbeiträge entscheidend, sondern viel mehr auch der Zeitraum, über den sich die Vorsorgeanstrengungen erstrecken. Wer also bereits in jüngeren Jahren damit beginnt, in Vorsorge zu investieren, dem hilft der Zinseszins, im Alter über ein gutes finanzielles Polster zu verfügen.
[Quelle des verwendeten Bildes: “Gesamtübersicht der Ausstellung” von Michael Jungblut unter „CC BY 2.0“-Lizenz]
Wie wärs denn mal mit einem echten Tip für die älteren Arbeitnehmer. Also 60 ´+, die weniger Einzahlzeiten haben, aber noch tätig sind, und sich fragen wie lange noch ? Gruß Friedhelm
Super Idee, das nehmen wir mal mit auf unsere Themenliste.