Nicht erst seit die Bundesregierung die Kaufprämie für Elektro-Autos beschlossen hat, sind batteriebetriebene Fahrzeuge in aller Munde. Auch am Beispiel der Rennserie Formel E wird deutlich, wie viel Potenzial Elektromobilität für die Zukunft bietet.

Mit geschlossenen Augen könnte man denken, ein riesiger Bienenschwarm würde in wenigen Metern Entfernung vorbeisausen. Wenn die Boliden der Formel E über den Stadtkurs in Buenos Aires fahren, ist Vieles anders und innovativer als in der Formel 1 oder DTM: Alle Boliden sind rein elektrobetrieben. Jeder Wagen ist mit einer 200 Kilogramm schweren Batterie ausgestattet, die für eine Energie von 28 Kilowattstunden sorgt. Die Wagen haben deutlich weniger PS (272) und schaffen es auf eine überschaubare Höchstgeschwindigkeit von 225 km/h. Alle Fahrzeuge sind mehr oder weniger baugleich. Das verspricht Chancengleichheit und Spannung in der Weltmeisterschaft. Ein Rennen dauert in der Regel etwa 55 Minuten Rennen. Kurios: Etwa in der Mitte kommen die Fahrer in die Box, um in ein vollgeladenes Auto  zu wechseln. Die Batterien schaffen noch nicht genügend Reichweite.

Mitten durch die Stadt statt in der Peripherie

In der Formel E ist nicht Geschwindigkeit die oberste Maxime, sondern Effizienz, Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. So fahren die Boliden beispielsweise auch mit profilierten Allwetterreifen anstatt, wie sonst im Motorsport üblich, mit Verschleiß anfälligen Slicks. Und auch die Kurse haben nicht viel mit den oft in der Peripherie gelegenen Rennstrecken wie etwa dem Nürburgring zu tun. Denn die Rundkurse gehen mitten durch Metropolen wie London, Mexiko-Stadt, Peking und Berlin.

Erst vor  zwei Jahren wurde die Rennserie auf Initiative von FIA-Präsident Jean Todt ins Leben gerufen. Die Bekanntheit ist – auch in Deutschland – seitdem beachtlich gestiegen, wie Repucom-Daten zeigen. Im Mai 2014 wussten hierzulande 15 Prozent der Menschen etwas mit der Formel E anzufangen. Zum Start der zweiten Ausgabe ein Jahr später waren es schon knapp doppelt so viele (28 Prozent).

Viele ehemalige Formel-1-Profis unter den Fahrern

Kein Wunder, schließlich tummeln sich mit Prost, Senna und Piquet klangvolle Namen im Fahrerfeld – alles Söhne ehemaliger Motorsportlegenden. Außerdem fährt der ehemalige deutsche Formel-1-Pilot Nick Heidfeld für ein indisches Team in der Serie. Prominenz, wohin man schaut. Auch Oscar-Gewinner und Umweltaktivist Leonardo di Caprio macht sich für die Formel E stark. Natürlich verfolgt auch die gesamte Automobilbranche gespannt die Entwicklungen rund um die junge Rennserie. BMW, McLaren, Renault, Audi aber auch Zulieferer wie Schaeffler und Michelin sind bereits engagiert. Schließlich dient die Formel E den Automobilkonzernen als Innovationstreiber und Experimentierfeld für ihre Bemühungen  Elektromobilität für die Serienfertigung attraktiver zu machen, aber auch als Imageplattform.

Wird die Liebe der “Petrolheads” entfacht?

Was der Serie allerdings noch fehlt: Die Liebe der Motorsport-Fans. Und die ist nach Meinung der Experten erfolgskritisch, ob sich die Formel E auf Dauer etablieren kann. Bei prominenten und meinungsstarken Kritikern wie Niki Lauda, Sebastian Vettel und Bernie Ecclestone nicht gerade leicht. Die Verantwortlichen der Rennserie sind jedenfalls überzeugt, dass über Verbrennungsmotoren irgendwann so gedacht werden wird wie über das Rauchen in Restaurants – man wird sich fragen, wie man das so lange ausgehalten hat.

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