Matthias Kriszio ist Underwriter für Technische Versicherungen und Erneuerbare Energien national und international. Als Underwriter ist er verantwortlich für die Prüfung und Einschätzung von komplexen Risiken sowie für die Preisfindung für die passende Versicherung. Zudem gehören die kontinuierliche Pflege und Stärkung von Kundenbeziehungen zu seinen Aufgaben. Einer seiner wichtigsten Kunden ist die Encavis AG. Das MDAX-Unternehmen ist einer der führenden konzernunabhängigen Stromproduzenten aus Erneuerbaren Energien, das Solar- und Windparks in ganz Europa erwirbt und betreibt.
Wie funktioniert Underwriting bei einem Unternehmen wie der Encavis?
Mit der Encavis AG haben wir einen Rahmenvertrag für das standardisierte Neugeschäft, über den wir die neuen Projekte aus den Bereichen Onshore-Windenergie- und Photovoltaik der Encavis AG, sowie des Tochterunternehmens Encavis Asset Management AG, zeichnen. Je nach rechtlichen Neuerungen, Risiken- und Marktveränderungen müssen auch während der Laufzeit, unterjährig, Anpassungen individuell einzelvertraglich vorgenommen werden. In der Folge können bei den Vertragsverhandlungen zur Erneuerung des Rahmenvertrages Aktualisierungen umgesetzt werden. Dies ist bei der Encavis ein dynamischerer Prozess als bei anderen Kunden, weil es hier um die Gewinnung von Erneuerbaren Energien geht. Konkret ist es wichtig, die individuell abzuschätzenden Gegebenheiten und Risiken zu bewerten. Dies können technische Risiken der Anlagen oder Standortrisiken sein, die durch regional auftretende Wetterlagen entstehen können, aber auch die Prävention von Schäden wie Diebstahl.
Welche Besonderheiten gibt es bei Erneuerbaren Energien zu beachten?
Wir bewegen uns in einem Markt, der sich ständig weiterentwickelt. Im Bereich Erneuerbare Energien haben wir es mit einem sehr agilen Umfeld zu tun: Unterschiedliche Interessengruppen aus Politik und Wirtschaft im In-und Ausland prägen den Markt relativ intensiv und sorgen für Tempo. Unser Versicherungsprodukt muss sich also nicht nur den Ansprüchen des Marktes stellen. Mit Augenmaß gilt es einzuschätzen, wie die Waage zwischen Anspruch und Rentabilität gehalten werden kann.
Dementsprechend ist die Encavis AG als Kunde anspruchsvoll und benötigt einen verlässlichen Partner an ihrer Seite, der einen maßgeschneiderten Versicherungsschutz bietet. Das gelingt uns sehr gut und darauf sind wir stolz. Diese Zusammenarbeit strahlt natürlich auf den gesamten Markt ab, auf dem wir als deutscher Marktführer im Bereich der Windenergie-Versicherung bekannt und etabliert sind.
Welche Risiken gibt es bei einem Unternehmen wie der Encavis, was sind typische Schadensfälle?
Typische Schadenbilder für Wind- und Photovoltaikanlagen sind Betriebsschäden wie Blitz und Überspannung, Brand, Naturkatastrophen, Fehlbedienungen und Diebstahl. Je größer die Anzahl der Anlagen und je vielfältiger der Bestand ist, desto höher ist die Eintrittswahrscheinlichkeit von verschiedenen Schadenszenarien. Meine Aufgabe ist es dann auch, bei einer Häufung von Schäden die Ursachen zu analysieren und diese dann entweder gemeinsam mit dem Kunden zu beheben oder den Vertrag entsprechend anzupassen. Als Beispiel kann man sich die Entwicklung eines verbesserten Sicherheitskonzeptes vorstellen, wenn es gehäuft zu Diebstählen kommt.
Warum ist das Unternehmen für die Gothaer ein wichtiger Kunde?
Nicht nur aufgrund der Größe und der ambitionierten Wachstumsstrategie, sondern auch wegen ihrer jetzt schon großen Relevanz auf dem Markt der Erneuerbaren Energien ist die Zusammenarbeit mit der Encavis AG wegweisend für uns. Das Unternehmen ist bereits seit vielen Jahren Kunde der Gothaer. Wir sprechen als Gothaer die gleichen Zielmärkte wie die Encavis an, so dass diese Geschäftsbeziehung doppelt auf unsere Strategie einzahlt: Wir sind nicht nur Versicherer der Encavis AG, sondern unsere Kapitalanlagegesellschaft, die Gothaer Asset Management AG (GOAM), investiert auch als institutioneller Anleger in das Portfolio, das heißt in Wind- und Solarparks, des Tochterunternehmens Encavis Asset Management AG. Wir arbeiten also in mehrfacher Hinsicht daran, beim Thema Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit noch weiter zu wachsen.
Wie kann man nachhaltige Risiken bei Erneuerbaren Energien kalkulieren? Welche Rolle spielen das Wetter und der Klimawandel?
Wir nehmen alle relevanten Veränderungen in unsere Betrachtung mit auf und merken, dass auch Naturkatastrophen einen immer größeren Einfluss auf unsere Schadenbilder haben. Daher fließen die Auswirkungen der Klimaveränderungen auch ins Underwriting ein. Wir prüfen beispielsweise, ob und wie Windenergieanlagen, die an Küsten stehen, durch Überschwemmungen gefährdet sind. Heiße Sommer und Dürre können bei Photovoltaik-Feldern auch eine Feuergefahr darstellen, wenn die Gräser zu hoch sind und sich auf die verbaute Technik auswirken. Diese Risikofaktoren berücksichtigen wir schon heute. Aber durch den Klimawandel werden solche Dinge künftig voraussichtlich noch stärker ins Gewicht fallen, auch in Ländern, wo man vielleicht bisher keine Gefahren gesehen hat, aber heute schon aktiv ist. Diesen Herausforderungen werden wir mit guten und zielorientierten Lösungen für unsere Versicherungsprodukte immer wieder begegnen.
„Mein Job macht mir hier besonders viel Freude, weil…“
… es hier um sehr individuelle Risiken und Ansprüche geht, die es passgenau zu identifizieren und agil umzusetzen gilt. Zudem ist es spannend, die Entwicklung eines Unternehmens nah am Kunden über einen so langen Zeitraum von den Anfängen bis hin zur Börsennotierung zu begleiten. Es ist toll, seinen Teil dazu beizutragen, wenn sich ein Unternehmen so erfolgreich entwickelt. Beispielsweise betreibt die Encavis AG inzwischen in Spanien zwei große Photovoltaik-Felder mit insgesamt 500 Megawatt. Diese sind gebaut worden, um auch einen Stromlieferungsvertrag mit Amazon zu erfüllen. Ich halte Stories wie diese für ein positives Zeichen für die Gesamtwirtschaft. So leisten wir als Versicherer solcher Projekte auch einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Erneuerbaren Energien. Eine Erfolgsgeschichte für alle Beteiligten.
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