Seit einiger Zeit zeichnet sich ein Trend für kleine Gärten in Großstädten ab. Doch was genau ist Urban Gardening und welche Vorteile bietet es?

Ob daheim auf dem Balkon oder mit vielen anderen zusammen in einem Gemeinschaftsgarten: Gärtnern macht Spaß und schafft Zusammenhalt. So sehen es viele Städter, die kleine Gärten auf Dachterrassen und ihren Balkonen einrichten. Mit selbst gebauten Hochbeeten aus alten Paletten oder ganz einfachen Pflanzentöpfen aus alten Flaschen gestalten sie ihren Wohnraum um. Andere gründen in größeren Gartenflächen Gemeinschaftsgärten. Das Ziel ist die nachhaltige Bewirtschaftung und der bewusste Konsum von selbst angebautem Obst und Gemüse.

Urban Gardening leistet nicht nur einen positiven Beitrag zu Begrünung und holt ein Stück Natur in die Städte zurück. Die Nutzung von brach liegenden Flächen schafft außerdem Raum für Erholung und neue Sichtweisen auf die Umgebung und die Umwelt.

Eigenes Obst und Gemüse anzubauen schont die Umwelt und die Ressourcen. Da kein Boden mit Chemikalien oder Dünger versetzt wird, bleibt das Grundwasser sauber. Die Pflanzen innerhalb der Stadt tragen zum CO2-Abbau bei. Gleichzeitig wird der CO2-Ausstoß durch die wegfallenden Transportwege verringert. Diese Faktoren führen zu einer Verbesserung der Luftqualität und tragen zu einem nachhaltigeren Charakter der Stadt bei. Da weltweit das Bevölkerungswachstum innerhalb und gleichzeitig das Schrumpfen der Anbauflächen aufgrund des Klimawandels außerhalb der Städte zunimmt, wird der Nahrungsmittelanbau und das städtische Leben in Zukunft stärker verknüpft sein. Das macht Urbane Gärten zu einem festen Bestandteil der nachhaltigen Entwicklung der Stadt.

Welche Formen des Urban Gardenings gibt es und was bedeuten sie?

Urban Gardening ist nicht neu: Schon vor Jahrhunderten haben Menschen in Städten ihr eigenes Obst und Gemüse produziert um sich selbst zu versorgen und nicht von Lebensmittellieferungen abhängig zu sein. Besonders wichtig war dies während und nach den Kriegen. Mittlerweile sind Eigenständigkeit, Nachhaltigkeit und Spaß in den Fokus gerutscht: In interkulturellen Gärten etwa treffen sich Menschen verschiedener Nationen um die Integration voranzutreiben und neue Erfahrungen zu sammeln. Um Städtern die Möglichkeit zu geben einen kleinen Bauernhof zu erleben werden auf City Farmen Nutztiere gehalten. Nachbarschaftsgärten sind Gärten einer Wohngemeinschaft, die im Innenhof oder um den Wohnort herum gemeinsam geführt werden. Gemeinschaftsgärten werden von unterschiedlichen Gruppen betrieben und sind manchmal öffentlich zugänglich. Sie werden auch von Schulen, politischen Gruppen oder Kirchen geführt. Beim vertikalen Gärtnern werden Anbauprodukte nicht nebeneinander sondern aus Platzgründen übereinander auf Etagen platziert. So kann auf kleinen Flächen ein großer Ertrag erwirtschaftet werden.

Beispiele für Urbane Gärten

NeuLand in Köln Bayenthal

Auf einer ehemaligen Brachfläche im Stadtteil Köln Bayenthal bietet der Verein NeuLand e.V. Workshops und Gartentreffen an. Außerdem gibt es verschiedene Veranstaltungen des Vereins, die Bildung, Natur- und Umweltschutz sowie bürgerschaftliches Engagement fördern sollen.

Allmende-Kontor in Berlin Tempelhofer Feld

Der 2014 gegründete Verein „Gemeinschaftsgarten Allmende-Kontor e.V.“ betreibt einen Garten mit über 250 Hochbeeten und mittlerweile mehr als 500 Mitgärtnern, die sich selbst organisieren und verschiedene AGs anbieten. In diesen wird zum Beispiel über bienenfreundliches Gärtnern und das richtige Wassermanagement informiert.

Frankfurter Garten am Danziger Platz

Eine Gruppe engagierter Frankfurter gründete den Garten und fand in Zusammenarbeit mit der Stadt einen bis dahin grauen, asphaltierten Platz im Ostend. Nach bisher circa 1.000 investierten Arbeitsstunden der 30 Mitglieder wachsen in Hochbeeten viele Blumen, alte Kartoffelsorten und Kräuter.

Tipps und Tricks zum Selbermachen

Für neugierig Gewordene hier ein paar Impressionen für den Start ins Urban Gardening auf dem eigenen Balkon.

Vertikaler Blumengarten zum selber bauen

Benötigt wird:

  • eine alte Palette
  • eine wasserfeste Plane, ca. 1×1,5 m
  • Pflanzenerde
  • Pflanzen (hängende Pflanzen eignen sich am besten)
  • Akkuschrauber
  • Schrauben

Folie mit dem Akkuschrauber an der Palette festschrauben:

Die Folie am besten doppelt auf den Boden legen. Jetzt wird die Palette auf die Folie gelegt und diese um die zwei kurzen und die lange Seite bis auf die Vorderseite umgeschlagen. Von vorne wird nun die Folie festgeschraubt. Die offene lange Seite wird die Oberseite des Beetes werden.

Erde einfüllen und bepflanzen:

Die Erde wird in die Palette gefüllt und in diese werden die ausgewählten Pflanzen gesetzt. Damit sie nicht direkt beim Aufstellen herausfallen, empfiehlt es sich die Pflanzen vor dem Aufstellen der Palette zwei Wochen anwurzeln zu lassen. Wenn dies geschehen ist, kann die Palette hingestellt und die obere offene lange Seite ebenfalls bepflanzt werden.

Salat anbauen

Für den Anbau von Kopfsalat eignet sich am besten ein sonniger oder halbschattiger Standort. Die Samen müssen in einer Tiefe von ca. 1,5 cm in einen lockeren, humusreichen Boden eingegraben werden. Von April bis Ende Juli kann der Salat direkt im Freien eingepflanzt werden. Der Abstand zwischen den Reihen sollte ungefähr 30 cm betragen. Um dem Verfaulen vorzubeugen, sollte die Erde ab und zu aufgelockert und nur sporadisch gegossen werden, bis die Erde um den Salatkopf durchdringend nass ist. Der Salatkopf wird bei der Ernte kurz über der Erde abgeschnitten und möglichst bald verarbeitet.

Aus Alt mach Neu: Neue Pflanzen aus Küchenabfällen ziehen

Basilikum:

Die Triebspitzen von Basilikum bilden nach kurzer Zeit selbst Wurzeln, stellt man sie in ein Wasserglas. Basilikumableger sollten nicht direkt der prallen Sonne ausgeliefert sein und mögen keine Temperaturen unter 10 Grad. Die Triebspitzen sollten regelmäßig abgeschnitten werden, wenn die Pflanze groß genug ist, damit sie nicht anfängt zu blühen und stirbt. Das Abschneiden verlängert die Lebenszeit und gibt einem die Chance eine neue Pflanze zu ziehen.

Ananas:

Der Strunk der Ananas kann nach einiger Zeit in einem Glas Wasser auf der Fensterbank neue Wurzeln bilden. Dazu entfernt man die untersten Blätter und achtet beim schneiden der Frucht auf einen etwa drei Zentimeter breiten Fruchtrand unter dem Strunk, in dem sich schon Wurzelansätze befinden können. Stellt man den Strunk jetzt in Wasser an einen sonnig-warmen Ort, bilden sich schnell Wurzeln. Wenn diese länger sind, kann man den Strunk in einen Topf mit Erde setzen und mit viel Geduld und regelmäßigem Gießen wächst eine neue Ananaspflanze.

 

Habt ihr schon Erfahrung mit Urban Gardening? Wir freuen uns, von euren Projekten zu lesen!

 

Bild: pixabay/lizenzfrei