Zu Studentenzeiten lebte es sich noch unbeschwert: Meine eigene Habe bestand vorwiegend aus Billys, Lidingös oder Malmös. Das gesamte Mobiliar war nicht mehr wert als das Interrail-Ticket für die nächsten Semesterferien. Doch nun besitze ich das, was ich mit 16 noch als “ultra spießig” bezeichnet habe: eine Einbauküche. Dort koche ich abends für Freunde (nein, wir ziehen nicht mehr um die Häuser, wir treffen uns jetzt daheim auf Quiche und Wein), die bloß nicht mit Straßenschuhen durch die Wohnung laufen dürfen, denn der gute Teppich würde dann ja … Aber nicht nur die schmutzigen Schuhe von Freunden, sondern auch der nicht abgeschaltete Herd, der geplatzte Waschmaschinenschlauch oder Diebstahl sind eine Gefahr für meine fleißig ersparte Einrichtung. Es muss also etwas noch Spießigeres her als meine Einbauküche: eine Hausratversicherung!

Also habe ich mich umgehört und siehe da: Mit 9 Euro pro Monat sind alle Sachen, die sich in meinem Haushalt befinden, versichert. Was ich gar nicht wusste: Wenn ich zum Beispiel meinen Laptop mit auf Reisen nehme, ist er auch mitversichert. Aber warum muss ich 9 Euro für meine Versicherung zahlen und meine Eltern 24 Euro? Um zu er-fahren, wie so eine Prämie von der Versicherung kalkuliert wird, habe ich mich schlau gemacht. Ich bin keine Versicherungsmathematikerin und es ist ziemlich kompliziert, aber ich versuche es einmal:

Da die Hausratversicherung bei zerstörten oder abhanden gekommenen Sachen den Neuwert (bei beschädigten Sachen den Reparaturwert) ersetzt, sollte die festgelegte Versicherungssumme dem Neuwert des Hausrats entsprechen. Ich konnte mich für zwei Wege einer Berechnung der Versicherungssumme entscheiden:

1. Variante: Quadratmeter-Zahl

Die einfachste Lösung ist, die Versicherungssumme anhand der Wohnungsgröße zu kalkulieren. Hierbei wird die Anzahl der Quadratmeter (qm) in der Wohnung zugrunde gelegt. Grundsätzlich geht die Versicherung pro Quadratmeter von einem Wert des Hausrats in Höhe von 650,- Euro aus. Die Kalkulation sieht dann zum Beispiel folgendermaßen aus:

Größe der Wohnung: 76 qm

Versicherungssumme: 76 qm x 650,- Euro = 49.400,- Euro

In diesem Fall verzichtet der Versicherer auf die Anrechnung einer Unterversicherung. Bei einem Teilschaden wird der gesamte Schaden ersetzt, auch wenn die Versicherungssumme niedriger als der Wert des Hausrats ist. Hingegen leistet der Versicherer bei einem Totalschaden maximal bis zur Versicherungssumme, auch wenn der Neuwert des Hausrats deutlich höher ist. Für eine Studentenbude kann dieser berechnete Mittelwert zu viel sein, für einen voll ausgestatteten Vierpersonenhaushalt mit teuren technischen Geräten wird die für den Durchschnitt ermittelte Summe vielleicht nicht ausreichen.

2. Variante: Spezifische Berechnung

Um weder über- noch unterversichert zu sein, hilft nur eines: die konsequente Bestandsaufnahme aller im eigenen Haushalt vorhandenen Dinge von der Espressomaschine über die Schrankwand bis hin zum Inhalt der Kleiderschränke. Der Gesamtwert aller erfassten Gegenstände ergibt dann die Höhe des Versicherungswerts, an dem sich die Versicherungsprämie bemisst.

Die spezifische Berechnung ist weitaus komplizierter und zeitintensiver als die Kalkulation mit der qm-Zahl. Darüber hinaus kann es zu Schwierigkeiten im Schadensfall kommen. Stellt die Hausratversicherung dann fest, dass der gesamte beschädigte Wert größer ist als die Versicherungssumme, wird die Versicherungsleistung anteilig gekürzt. Dies wird vor allem immer dann ein Problem, wenn nach Vertragsabschluss neues Inventar gekauft und hinzugefügt wurde, ohne die Versicherung zu informieren.

Vorteilhaft kann es sein, wenn die Wohnung groß, aber der Wert des Hausrats eher gering ist. Anhand dieser Grundlage kann man eine – im Vergleich zu der Berechnung mit der qm-Zahl geringere – Versicherungssumme vereinbaren, wodurch auch der Beitrag gesenkt werden kann.

Weitere Einflussgrößen auf die Berechnung der Prämie

Regionale Differenzierung
Neben der Versicherungssumme wird der Tarif für die Hausratversicherung auch durch die Wohnlage beeinflusst. Generell gilt: Großstädte oder Lagen mit hohem Einbruchrisiko werden von den Versicherungsgesellschaften bei der Tarifberechnung höher veranschlagt. Die Lage der Immobilie spielt außerdem dann eine Rolle, wenn Haus oder Wohnung beispielsweise in einem Gebiet liegen, in dem das Risiko von Überschwemmungsschäden besonders hoch ist.

Schadenniveau
Der Versicherer möchte auch wissen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Schadenfalls ist und wie teuer der Schaden sein wird. Diese Angaben bezieht der Versicherer aus Statistiken. Hier wird bei einer großen Anzahl von Haushalten über einen langen Zeitraum beobachtet, welche und wie viele Schadensfälle tatsächlich aufgetreten sind. Basierend auf mathematischen Gesetzmäßigkeiten lässt sich die Schadenerwartung präzise genug einschätzen, um sowohl Prognosen für die Wahrscheinlichkeit eines Schadensereignisses als auch über dessen zu erwartenden Kostenumfang zu erstellen.

Nun weiß ich: Meine Eltern zahlen monatlich mehr für ihren Versicherungsschutz, da ihre Wohnung größer und das Wohnviertel eher von Einbruch betroffen ist, als es bei mir der Fall ist.