Ob man es will oder nicht, die klassische Organisation der Arbeit ist auf dem absteigenden Ast. Morgens in Anzug oder Kostüm werfen, von 9 bis 5  im Büro, wer Karriere machen will, bleibt halt bis 7, danach ist Freizeit angesagt – das war einmal. In der heutigen Arbeitswelt setzt sich immer mehr das home-office, also das Arbeiten von zuhause, durch. In den USA ist dieses Modell schon lange verbreitet, aber auch in Europa sitzen immer mehr Leute am heimischen Arbeitsplatz, was von der Politik ausdrücklich gewünscht ist. So ist etwa in den Niederlanden in 2015 ein Gesetz in Kraft getreten, was jedem Mitarbeiter das Recht auf einen home-office Platz gibt.  Auch die Gothaer bietet ihren Mitarbeitern diese Möglichkeit, das Interesse an diesem Modell ist groß. Andere Firmen, vor allem Tech-Companies wie Google oder Microsoft, bieten dieses Modell schon lange.

Den Arbeitsweg gespart, den Kaffee in der eigenen Küche gebraut, kein Chef guckt über die Schulter – der home-office Arbeitsplatz wird hochgefahren, dann macht man eigentlich das Gleiche, wie sonst im Büro. Dieses Arbeitsmodell ist immer noch stark in der Diskussion – und zwar auf Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Seite.

Wissenschaftliche Studien mit eindeutigen Ergebnissen

Professor Nicholas Bloom von der Stanford University hat in einer Studie bei einem Call-Center in China untersucht, wie sich das Home Office auf die Arbeitsleistung auswirkt.  Bloom teilte 249 Angestellte via Zufallsprinzip in zwei Gruppen. Die eine Hälfte sollte neun Monate lang vier Tage im home-office arbeiten, den fünften Tag sollten sie ganz normal im Büro verbringen. Die andere Hälfte ging jeden Tag ins Büro und diente als Kontrollgruppe. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Leistung der home-office-Gruppe stieg in den neun Monaten um 13,5 Prozent an. Der Grund: Sie machten weniger Pausen, meldeten sich seltener krank und nahmen pro Minute mehr Telefonate an. Die Arbeit machte ihnen mehr Spaß, als Folge sank die Fluktuation, und zwar um 50 Prozent im Vergleich zur Kontrollgruppe. Ein weiterer Effekt: Die Mitglieder der home-office-Gruppe wurden seltener befördert.

Was sagten die Angestellten? Ein weiteres interessantes Ergebnis der Bloom-Studie war, dass viele Heimarbeiter den Büroarbeitstag nicht missen wollten und dass diejenigen, die ihre Arbeitsleistung nicht verstärkt haben, lieber wieder im Büro arbeiten wollten. Dan Wheatley von der Nottingham University hat die Zufriedenheit der Heimarbeiter untersucht.  Das Ergebnis der Befragung von 5000 britischen Familien war eindeutig: Wer zuhause arbeitet, ist sowohl mit der Arbeit als auch der Freizeit überdurchschnittlich zufrieden.

Vorteile für alle – aber genau abwägen

Das home-office bringt Vorteile für beide Seiten. Allerdings müssen beide Seiten das home-office auch wollen. Bei Arbeitgebern herrscht oft das Vorurteil, wer nicht im Büro sitzt, der arbeitet auch nicht – die mangelnde Beförderungsrate in oben beschriebener Studie zeigt, dass hier noch nachgearbeitet werden muss. Arbeitnehmern fehlen oft die sozialen Kontakte und der tägliche, persönliche Austausch mit Kollegen und Vorgesetzten. Wer das zu sehr vermisst, sollte auch besser im Büro arbeiten. Als Fazit kann man sagen: Der Arbeitgeber sollte denen, die zuhause arbeiurten möchte, die Chance dazu geben. Das Ganze sollte aber genau hinterfragt werden, um eine Erfolgsgeschichte für beide Seiten zu werden.

Wie sieht das bei Euch aus – Arbeit lieber im Büro oder lieber zuhause?

 

Vorteile der Heimarbeit:

  • Größere Effektivität
  • Kostensenkungen durch weniger Büroraum
  • Gesparter Arbeitsweg
  • Höhere Leistungspotentiale
  • Höhere Mitarbeiterzufriedenheit

Nachteile der Heimarbeit

  • Mitarbeiter laufen Gefahr, nicht als Leistungsträger gesehen zu werden
  • Die Karriere wird statistisch erwiesen gebremst
  • Die Gefahr der Ablenkung ist groß, der Mitarbeiter braucht gute Selbstdisziplin
  • Mitarbeiter sind schnell von der internen Kommunikation abgeschnitten
  • Fehlender sozialer Kontakt im Unternehmen

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